Am Montag brachen wir in Richtung Rurrenabaque, einer kleinen Stadt ca. 250 km noerdlich von La Paz, auf. Unsere Verkehrsmittelwahl fiel auf das Flugzeug. Die Fahrt mit dem Bus haette satte 18-20 Stunden in Anspruch genommen und uns ueber die „Gefaehrlichste Strasse der Welt“ gefuehrt. So sassen wir am Montag Morgen in einer 19-sitzigen Fairchild Dornier und warteten auf den Start vom hoechstgelegensten Verkehrsflughafen der Welt, El Alto in der Naehe von La Paz. Etliche westliche Airlines verzichten auf Direktverbindungen nach und von La Paz, da die duenne Luft auf 4000 Meter ue. n. Null das Starten mit grossen Maschinen erheblich schwieriger gestaltet. Fuer unsere Fairchild Dornier stellte das Abheben allerdings ueberhaupt kein Problem dar. Nach 40 Minuten Flugzeit landeten wir sicher auf der Graspiste von Rurrenabaque Airport.
Am Flughafen empfing uns Louis, bei dem wir unseren Dschungeltrip gebucht hatten. Leider hatte eine Kombination aus Fehlinformationen unserer Airline und verworrener Kommunikationswege innerhalb unseres Tour-Veranstalters ein kleines Organisations-Chaos angerichtet, das zunaechst zu verhindern schien, dass wir wie geplant noch am selbigen Tag gen Dschungel aufbrechen konnten. Ein wenig Verhandeln und einige zusaetzliche US-Dollars auf dem Tisch unseres Tour-Veranstalters ermoeglichten es uns gluecklicherweise doch noch, am fruehen Nachmittag die dreistuendige Bootsfahrt auf dem Rio Beni in Richtung Dschungel anzutreten. Zumindest war die Groesse unserer Tourgruppe auf ein sehr ertraegliches Mass geschrumpft: lediglich wir beide plus unser Guide José-Luis
Im Dschungel-Camp angekommen bezogen wir zunaechst unser Cabin, in der wir die beiden Naechte verbringen sollten. Kurz darauf trafen wir ueberraschend auf eine sechskoepfige English-Connection, die wir bereits auf der Busfahrt von Copacabana nach La Paz kennengelernt hatten. Mit ihnen teilten wir unsere Cabin.
Nach einem reichhaltigen Abendessen brachen wir bestens geruestet (Struempfe ueber der Hose, langaermliges Hemd und Insektenspray in rauhen Mengen) mit unserem Guide zu einer Nachtwanderung im Dschungel auf.
Die erste Stunde verstrich ereignislos: keine Pumas, keine Jaguars…aber dann hatten wir Glueck. Wir bekamen einen ca. 2 Meter messenden Alligator zu Gesicht der von der Uferboeschung ins Wasser glitt. Ein weiterer Hoehepunkt des Abends, zumindest aus der Sicht unserer englischen Freunde, spielte sich bereits vor der Nachtwanderung ab. Uns gelang es (mit der Hilfe unseres Guides) ein Insekt mit gruenen, phosphorizierenden Augen zu „domestizieren“. Unsere engl. Freunde tauften es auf den Namen Alfi.
Nach einer erholsamen Nacht – unsere Oropax hatten den zirpenden Klangteppich des Dschungels nahezu perfekt weggefiltert – stand nach dem Fruehstueck zunaechst ein kurzer Bootstrip auf dem Programm. Diesmal waren wir mit den Englaendern unterwegs. Wieder an Land fuehrten die Guides uns durch Dschungel-Dickicht hinauf zu einem Felsen, in dessen Wand sich zahlreiche Papageienpaerchen kleine Hoehlen eingerichtet hatten.
Abgesehen von den Papageien blieb es an der Wildlife-Front eher ruhig. Unsere englischen Freunde glaubten allerdings zumindest den „shadow of a pig“ gesehen zu haben.
Nachmittags waren wir wieder alleine mit unserem Guide im Dschungel unterwegs. Nach ein paar Schritten gelang es uns eine Wildschweinherde auszumachen. Pumas und Jaguars liessen sich aber nach wie vor nicht blicken. Als Trost lernten wir die Insektenvielfalt des bolivianischen Dschungels kennen. Die Durchquerung eines Wespenschwarms bezahlte Michi auch prompt mit 4 Stichen. Darueber hinaus bekamen wir giftige Riesen-Ameisen zu Gesicht. Auch Bienen, die, wenn sie sich von Menschen bedroht fuehlen, nicht stechen sondern beginnen die Kopfhaare zu kuerzen, kreuzten unseren Weg. Unserem Guide gelang es sogar, eine Tarantel aus ihrer Hoehle zu locken. Das sollte allerdings nicht die einzige Begegnung mit diesem Insekt bleiben…
Natuerlich hat die Dschungel-Flora ebenfalls einiges zu bieten: José-Luis machte uns mit dem Ajo Ajo Baum vertraut, der eng mit der gemeinen Knoblauchzehe verwandt ist, – dementsprechend roch die Rinde. Natuerlich geizt der Dschungel auch nicht mit giftigen Pflanzen. So etwa ein arbol toxico, der eine Fluessigkeit absondert, die bereits in geringen Mengen fuer den Menschen toedlich sein kann. Besser gefiel uns da eine Liane, die nach Durchtrennung reichlich Trinkwasser zur Verfuegung stellte (s. Bild „Hendrik und Liane“). Aus manchen Pflanzen laesst sich zudem hervorragend Farbe extrahieren (s. Bild „Michi und das Lila“).
Abends erholten wir uns vom anstrengenden Tag bei einer Partie Kartenspielen. Des Nachts kam in unserer deutsch-englischen Cabin dann waschechte Klassenfahrtsatmosphaere auf. Den Auftakt stellte der Besuch einer Tarantel in unserer Schlafstaette dar. Nach zaehem Ringen 😉 gelang es uns schliesslich die Tarantel mit zwei Buechern und einer Rolle Duck Tape wieder in die freie Wildbahn zu befoerdern. Die Nacht fuellten dann Geschichten von Spinnen, die sich durch die Bohlenbretter von Cabins zwaengen und mit ihren scharfen Zaehnen jedes Moskitonetz ueberwinden…
Am naechsten Tag brachen wir nach einer vormittaglichen Dschungelwanderung wieder gen Rurrenabaque auf. Dort angekommen mussten wir zunaechst feststellen, dass unser Flug am naechsten Morgen u. U. wegen schlechter Wetterbedingungen ins Wasser fallen koennte. Letztendlich verschob sich unsere Rueckreise zum Glueck nur um drei Stunden und wir hoben kurz vor Hereinbruch eines kraeftigen Gewitters in Richtung La Paz ab.
Hasta luego!
