In den fruehen Morgenstunden unseres Nationalfeiertages brachen wir in Richtung Galapagos Inseln auf. Nach kurzem Zwischenstopp in Guayaquil landeten wir auf dem aeusserst ueberschaubaren Flughafen in Baltra, einer Insel im Zentrum des Archipels. Hier starten taeglich 2-3 Maschinen.
Waehrend Anfang der 60er Jahre lediglich 1.000 Wildlife-Enthusiasten pro Jahr den Weg nach Galapagos fanden, werden so inzwischen alljaehrlich ca. 70.000 Touristen dorthin befoerdert. Viele Experten sind der Meinung das hiermit die Belastungsgrenze fuer die einzigartige Flora und Fauna der Inselgruppe erreicht ist.
Unser Backpack wieder in den Haenden galt es herauszufinden, wer uns die naechten acht Tage auf unserem Boot, der Flamingo, begleiten sollte. Als erstes trafen wir auf unseren Guide Alfonso. Ein Gluecksgriff: Alfonso arbeitet seit 17 Jahren als Touristenfuehrer und zaehlt zu den kompetentesten Guides, die Galapagos zu bieten hat. Eigentlich koennte er sein Geld auf den groesseren und teureren Tourbooten vedienen, allerdings hatte er irgendwann keine Lust mehr auf naive, nervige Touristengruppen und waehlte bewusst den intensiveren Stil an Bord der kleineren Boote.

Neben uns reisten noch sieben weitere Passagiere auf der Flamingo. Auch hier hatten wir Glueck. Wir waren eine junge, bunte europaeische Gruppe, die gut harmonierte. Im Laufe der Reise wurde uns die Bedeutung dieser Tatsache immer wieder vor Augen gehalten, wenn wir auf Touristengruppen trafen, die entweder zu 20 gelangweilt dem kauderwelschenden Guide hinterherliefen, die mehr mit dem Einsammeln von Trophäen denn mit der Natur beschäftigt waren oder jenen Gruppen (häufig nordamerikanischer Herkunft) die zunächst von der Crew an Land getragen werden mussten, um anschliessend zu fragen, wann es denn wieder zurueck aufs Boot gehe.
Fuer das Vorankommen zu Wasser sorgte die Crew: Captain, erster Offizier, Smutje, Mecanico und Sailor. Letzterer war mit dem Steuern des Beiboots betraut.
Auf dem Gebiet der kontinentalübergreifenden Verstaendigung tat sich unsere schweizer Mitreisende sehr engagiert hervor, indem sie nach kuerzester Zeit eine Beziehung der intensiveren Art zum ersten Offizier pflegte.
Unser erster Ausflug fuehrte uns von Porto Ayora der mit 30.000 Einwohnern groessten Stadt des Archipels in die Hoehenlagen der Hauptinsel Santa Cruz. Auf unserem Weg musste unser Bus kurzerhand anhalten, weil sich eine Riesenschildkroete mitten auf der Strasse platziert hatte. Die nur an Land lebenden Riesenschildkroeten sind in freier Wildbahn nur auf den Galapagos anzutreffen. Nachdem diese in der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts in grossen Masse ageschlachtet wurde verringerte sich die urspruengliche Population von 0,5 Mio. auf wenige tausend. Inzwischen leben wieder 20.000 Tiere auf Santa Cruz.

Aufgrund der langen Lebensspanne und des guten Erinnerungsvermoegens von Riesenschildkroeten zaehlen sie zur einzigen Tierart auf den Galapagos, die Angst oder Respekt vor Menschen zeigt. Alle anderen Spezies betrachten den Menschen als friedliche Zeitgenossen. Man kann Tiere also aus naechster Naehe betrachten. Das ist weltweit einzigartig.
Doch unserer Tour stand zunaechst ein technischer Defekt im Wege. Der Schiffsmotor machte schlapp, so dass wir nicht wie geplant am ersten Tag auslaufen konnten. Am zweiten Tag stand zunaechts der Ausbau des gesamten Motorblocks an. Wir befuerchteten Schlimmes! Wir konnten der Crew und dem Besitzer des Bootes allerdings eindruecklich vermitteln, wie sehr uns allen dieser Trip am Herzen lag. Waehrend unter Hochdruck an der Reparatur des Motors gearbeitet wurde, machten wir uns auf den Weg zur Charles Darwin Research-Station, benannt nach dem beruehmten Evolutionsbiologen, der auf den Galapagos Inseln 1851 wichtige Entdeckungen zur Untermauerung seiner „Theory of Evolutionary Selection“ machte. Dort werden vor allem erfolgreich Riesenschildkroeten herangezogen, um die stark dezimierte Population zu staerken.
Ebenfalls in der Station lebt „lonesome George“, ein 80-jähriges Schildkrötenmännchen, dass traurigerweise das letzte seiner Art ist, auch die eiligst herbeigeschafften Weibchen der naheliegendsten Gattung werden dies nicht aendern koennen, dafuer ist George je nach Meinung zu schuechtern oder impotent.

In der Nacht zum Donnerstag stachen wir schliesslich (nach Reparaturen bis morgens um 4:00) in See. Unsere Fahrt fuehrte uns zunaechst in den Sueden des Archipels. Wir gingen vor Floreana, einer der kleineren und unbewohnten Inseln, vor Anker und landeten mit dem Beiboot am Strand. Nach wenigen Metern bekamen wir einige paarungsbereite Leguane zu Gesicht, was an ihrer rot-gelben Faerbung zu erkennen war. Die Flora hatte wie vielerorts auf dem Archipel unter der seit zwei Jahren anhaltenden Duerreperiode zu leiden. Schliesslich stiegen wir in eine stockfinstere Lavaspalte herab. in der sich wahrscheinlich auch der erste Bewohner der Inselgruppe Anfang des 19. Jahrhunderts umgesehen hatte. Der Ire wurde aufgrund seines unmoeglichen Verhaltens von seiner Schiffscrew auf Floreana ausgesetzt und lebte anschliessend ein Robinson Crusoe-Leben, weil alle anderen Schiffe gewarnt worden waren. Letztlich nahm er eine afrikanische Crew in Geiselhaft und kam später ohne sie auf dem Festland an…
Das altertuemliche Postamt (siehe unten) Erlaubt einen Briefverkehr ohne Postunternehmen, jeder Reisende nimmt die Post, die an seine Region adressiert ist persoenlich mit.

Freitags ging es weiter nach Espanola (oestlich von Floreana gelegen). Diese Insel ist vor allem fuer seine Seeloewen-Kolonien bekannnt. Am Strand trafen wir sogar auf ein erst wenige Stunden altes Seeloewen-Baby. Zwei Galapagos Falken, die von unserer Anwesenheit voellig unbeeindruckt waren, warteten auch bereits in der Naehe, um sich die Plazenta der Seeloewen-Mutter zu sichern.
Vor Espanola unternahmen wir auch einen unserer zahlreichen Schnorchel-Tauchgaenge. Vorsicht kaltes Wasser trotz Aequatorlage 😉 Na ja erst mal drin im kuehlen Nass liess es sich aushalten und man war ueberwaeltigt von der Artenvielfalt unter Wasser. Im Laufe der Woche konnten wir immer wieder die farbenfrohe Fischwelt bewundern. Wir trafen auf verspielte Seeloewen-Weibchen, die sich an unseren Luftblasen erfreuten. Sie schwammen frontal auf uns zu, um dann kurz vorher elegant auszuweichen. Die bis zu 300 kg Seeloewen-Maennchen (sogenannte „Super Machos“) floessten uns allerdings schon Respekt ein. Neben Seeschildkroeten, tauchenden Pelikanen und Toelpeln sowie Pinguinen bekamen wir auch einige der vermeintlich gefaehrlicheren Vertreter der Unterwasserwelt zu Gesicht: Haie und Rochen. Den groessten Hai den wir erblickten (Whitetip Reefshark) mass ca. 2m – ist allerdings fuer Menschen voellig harmlos.

Samstag Nacht brachen wir in Richtung Santa Fe Island auf, welche oestlich von Santa Cruz gelegen ist. Uns stand der mit knapp sieben Stunden laengste Teilabschnitt auf dem Ozean bevor und der ganzen Reisegruppe wurde wieder einmal deutlich, dass das Touristendasein auf Galapagos nicht immer nur Zuckerschlecken bedeutet, zumindest wenn man auf einem kleinen Kahn wie der Flamingo unterwegs ist. Ob des unguenstigen Verhaeltnisses von Hoehe zu Breite geriet die Flamingo selbst bei leichtem Seegang in erhebliches Schwanken. Folge: Seekrankheit. Michi blieb gluecklicherweise verschont und Hendrik erwischte es einmal. Gestandene Backpacker wirft sowas natuerlich nicht aus der Bahn 😉
Auf Santa Fe konnten wir vor allem Flamingos und Reier bewundern.

Unsere weitere Tour fuehrte uns zu den Islas Bartolome und San Salvador noerdlich von Santa Cruz. Hier zeigt sich das vulkanische Gesicht der Galapagos. Zahlreiche Krater mit keiner oder wenig Vegetation ragen dort in die Hoehe. Die meisten Inseln sind zwischen 2 und 5 Millionen Jahre alt und wirken noch heute so, als seien sie erst vor kurzem ausgebrochen. Das generelle Bild ist recht karg, da die Vulkane zu flach sind um Wolken abzufangen und fuer Feuchtigkeit zu sorgen. Der Bewuchs besteht dann aus Bueschen und Kakteen. Dadurch ist im Norden die Tierwelt noch etwas anders gepraegt: Iguanas haben teilweise gut zu essen und wenig Feinde und vor allem Vögel können recht gut Ruhen und Brüten. So trafen wir denn auch auf Fregattvögel (ca 2m Wingspan) und konnten Albatrosse bei Ihren Landeversuchen beobachten. Sie brauchen aufgrund ihrer Grösse geradezu Landebahnen.
Zum Ende unserer Reise hatten wir in den vulkanischen Riffen noch einige sonnige Möglichkeiten zum Schnorcheln, bei denen wir dann schon begannen Haie und Schildkröten als Selbstverständlichkeit anzusehen :-). Neu waren die Pinguine, die wir beim Fischen im Wasser und Heranwachsen an Land beobachten konnten.
Warum Iguanas Seeloewen nicht moegen:

Zum letzten Abendessen hatte der Koch dann noch eine Torte vorbereitet, die uns treffenderweise: „Feliz viaje amigos de Flamingo“ eine gute Weiterreise wuenschte…
Soweit so gut, es geht weiter nach Peru,
Hasta luego