Suedamerika-Blog '06 Reiseblog

17. November 2006

Rio de Janeiro

Filed under: Reise — suedblog @ 17:09

Am Dienstag begann unsere letzte Etappe, frueh morgens machten wir uns auf zum Flughafen, um nach Rio de Janeiro zu fliegen. Auch alle widrigen Umstaende, wie das Nichterscheinen des bestellten Taxis, die Verlegung des Flugs und obendrein noch eine ordentliche Verspaetung, konnten uns nicht davon abbringen.

Wir haben uns in Copacabana niedergelassen. Auch wenn der Ort hinreichend bekannt sein duerfte noch einige kurze Worte: Rio de Janeiro ist vor allem durch sein angenehmes Klima und die weissen Straende mit dem lebhaften Beachleben gepraegt. In der Innenstadt gibt es daher kaum Unterkuenfte und auch die wohlhabenderen Brasilianer ziehen in die netten Vororte. Copacabana ist einer dieser Vororte und hat einen beeindruckenden Strand:

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Doch am Tag unserer Anreise regnete es leider in Stroemen, so dass wir vom brasilianischen Flair nicht allzuviel erleben konnten.

Am Mittwoch begaben wir uns auf eine Erkundungstour durch die Innenstadt. Diese hat keine alten Viertel mehr, sondern vereinzelte koloniale Gebaeude, die aber direkt wieder von modernen Buerohochhaeusern umgeben sind.

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Beeindruckend war die moderne Kathedrale, die wenn auch sehr anders als traditionelle doch ganz deutlich als Kirche zu erkennen ist.

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In einem Park entdeckten wir dann noch einmal Wildlife: ein Rio de Janeiro Opossum, unsere Nature-Guides waeren stolz auf uns gewesen 🙂

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Zu unserer grossen Verwunderung war die Innenstadt geradezu ausgestorben: keiner der Brasilianer, die wir gesprochen haben, weiss wirklich warum, aber der 15.11. ist ein Feiertag der Republik. So fanden wir lediglich auf dem gleichnamigen Platz eine grosse Menschenansammlung, die den freien Tag nutzte, um einem Prediger zu folgen, der unter freiem Himmel eine ekstatische Messe feierte, die mikrofonunterstuetzt und mit zwei gleichzeitigen Predigten die Menschen in nahezu tranceaehnliche Zustaende versetzte…

Zur Mittagszeit brach endlich die Sonne durch und wir folgten der Bevoelkerung in Richtung Strand von Copacabana.

Als das Wetter am Donnerstag ebenso gut war, wanderten wir nach Ipanema, einer weiteren Bucht, die einen noch saubereren Strand und mehr junge Menschen vorzuweisen hat. An den Straenden ist Fussball und Beachvolleyball uebrigens allgegenwaertig und bei den zahlreichen Fussballtennispartien blitzt das Koennen brasilianischer Ballzauberer auf. Nur einige Tage vor unserer Anreise fand daher auch die FIFA Beach-Soccer WM in Copacabana statt. Bei der Uebung und dem Publikum haben natuerlich die Brasilianer unangefochten den Weltmeistertitel errungen.

Nachdem ein Wetterumschwung am Donnerstag die Plaene den Zuckerhut im Abendlicht zu besuchen durchstrichen hatten, holten wir dies am Freitagmorgen nach. Vom Zuckerhut hat man einen beeindruckenden Blick ueber die Stadt.

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Am heutigen Freitagabend werden wir angeblich im Rahmen eines groesseren Samba-Strassenfestes Abschied von diesem beeindruckenden Kontinent feiern. Am Samstag geht es dann wieder ueber Paris zurueck nach Deutschland, wo wir am Sonntag eintreffen werden.

So endet mit diesem Eintrag auch unser Blog, wir hoffen er hat Euch alle gut an unseren Erfahrungen teilhaben lassen. Auch fuer uns war es immer eine grosse Freude, das Erlebte im Schreiben noch einmal zu verarbeiten.

Vielen Dank fuer Euer Interesse und bis bald daheim.

Que vayais bien,

Michi und Hendrik

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16. November 2006

Buenos Aires

Filed under: Reise — suedblog @ 23:41

Am Montag, 6. November brachen wir von Salta per Bus zur vorletzten Station unserer Suedamerika-Tour auf: Buenos Aires. 18h und sehr, sehr viel „Gegend“ spaeter trafen wir in der argentinischen 13 Millionen Metropole ein.

Buenos Aires zaehlt zweifelsohne zu den europaeischsten Staedten Suedamerikas. Zudem hat es kulturell einiges zu bieten und auch das Wetter – Sonne, 30 Grad C. – wusste uns zu ueberzeugen. Kurzum in Buenos Aires laesst es sich bestens leben.

Am Dienstag Abend galt es zunaechst unsere Kalorienreserven wieder aufzufuellen. Es stand mal wieder Steak auf der Speisekarte. (Anm.: Um zumindest den durchschnittlichen Rindfleischkonsum eines Argentiniers abzubilden, musste bzw. durfte jeder von uns waehrend unseres Argentinien-Aufenthalts deutlich mehr als 2 kg Fleisch von gluecklichen Rindern verzehren.) Das Restaurant erinnerte jedoch stark an das Muenchener Hofbraeuhaus. Es lebe die Touristenfalle.

Am Mittwoch erkundeten wir Teile der Innenstadt. Unser Spaziergang fuehrte uns u.a. zum Regierungssitz und zum dem us-amerikanischen Kapitol nachempfunden Parlament. Auch die Prachtstrasse Avenida de 9 Julio konnten wir bewundern.

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Am naechsten Tag hatten wir das Glueck, unsere Hotelbleibe verlassen zu koennen und in das Haus von Bekannten in San Telmo umzuziehen. San Telmo erwies sich als idealer Ausgangspunkt fuer unsere Kneipentouren und auch Parillas (Steak-Haeuser) gibt es hier wie Sand am Meer. Den verbleibenden Donnerstag Nachmittag verbrachten wir in Recoleta. Dort besichtigten wir den beruehmten Friedhof, auf dem in hunderten von Mausoleen die verschiedene Elite Buenos Aires` begraben liegt. Auch die letzte Ruhestaette von Evita befindet sich dort.  

Freitags nahmen wir an einer Fuehrung durch das Teatro Colon teil. Leider konnten wir uns in diesem Theater von Weltrang keine Auffuehrung anschauen, da es zurzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Nachmittags schlenderten wir durch die Fussgaengerzonen in der Naehe des Plaza General San Martin und schauten uns den Torre de los Ingleses an, eine Art Mini Big Ben.

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Das Wochenende verbrachten wir auf einer Insel unserer Bekannten im Delta des Rio de Parana, welcher in den Rio de la Plata muendet. Dieses Delta beherbergt hunderte von Inseln, die von zahlreichen Leuten aus Buenos Aires als Wochenendbleibe oder gar als dauerhafter Wohnsitz genutzt werden. 

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Am Sonntag waren wir zur Mittagsszeit wieder zurueck in Buenos Aires. Nachmittags machten wir uns in Richtung Kathedrale auf, um dort einem Orgelkonzert zu lauschen. Wir wollten Suedamerika in Sachen Orgelmusik eine weitere Chance geben, nachdem wir in Cusco vom Koennen des dortigen Organisten herb enttaeuscht worden waren. Gluecklicherweise wurde das Konzert diesmal zu einem Fest fuer die Sinne – und dies lag nicht nur an der Orgel aus Deutschland 😉 sondern auch am vortragenden Kuenstler. 

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Abends stand Tango auf dem Programm. In einem alten Café in der Innenstadt erlebten wir eine feurige Darbietung – Tanz, Musik und Show-Einlagen vom Feinsten.

Den Montag liessen wir dann etwas ruhiger angehen. Wahrscheinlich aufgrund von exzessivem  Rindfleischkonsum hatte Hendriks Magen etwas rebelliert.  Abends traf sich Michi mit Tomas, einem argentinischen Freund, der im Fruehjahr 2005 ein Semester an unserer Hochschule in Deutschland verbracht hatte. 

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So ging eine ereignisreiche Woche in der wahrscheinlich schoensten Stadt Suedamerikas zu Ende. 

Hasta luego!

 

11. November 2006

Fincaleben in Argentinien

Filed under: Reise — suedblog @ 00:16

Am Donnerstag begann Michis Geburtstag sehr frueh: der Wecker klingelte schon um 1:15h, damit wir den Zug nach Villazon an der Bolivianisch-Argentinischen Grenze puenktlich erreichen konnten. Die Bolivianische Bahn ist da jedoch eigen: Der Zug kam dann doch erst 1,5 Stunden spaeter um 3:30h an. Die Wagen sind zwar sehr bequem und gut geheizt, das Tempo laesst jedoch zu wuenschen uebrig: man faehrt mit 60 bis maximal 80 km/h und es wird jederzeit fuer Aussteigende gehalten, auch wenn nicht unbedingt ein Dorf am Schienenrand zu erkennen ist. Um 13:40h trafen wir in Villazon ein und ueberquerten problemlos die Grenze nach Argentinien.

Weiter ging es noch einmal 7 Stunden mit dem Bus nach Salta, im Westen Argentiniens gelegen. Nach der langen Reise waren wir dann sehr froh, als wir direkt am Busbahnhof abgeholt wurden und erstmal kraeftig argentinisch essen konnten: das bedeutet viel Fleisch und wenn man satt ist noch ein bisschen mehr… In Argentinien werden pro Jahr durchschnittlich 70kg Rindfleisch pro Kopf verzehrt, in Deutschland liegt dieser Schnitt knapp unter 10 kg. Fakt ist: es schmeckt auch verdammt gut!

Das Wochenende verbrachten wir fast wie echte Gauchos in einer Finca in der Naehe von Salta. Wir wohnten in einem alten, stilvollen Herrenhaus, welches bestens erhalten war und im Herzen der insgesamt rund 250 qkm umfassenden Anlage lag.

Am ersten Tag ging es dann nach einem kurzen Ausflug nach Salta auch bereits auf Pferden ins Gelaende. Beide das erste Mal auf Pferden muessen wir sagen, dass Brisa und Barilla (die beiden Stuten) sich ausgesprochen gut haben fuehren lassen und wir nach der ersten Stunde auch sicher elegant dahergeritten sind 🙂

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Abends gab es dann wieder ganz viel Fleisch im Rahmen eines Assados (vergleichbar Grillen, nur mit mehr Auswahl).

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Am Folgetag ging es in eine den Anden vorgelagerte Bergkette um dort in laendlicher Umgebung Fleisch zu verzehren: diesmal jedoch nicht gegrillt, sondern im Steinofen zubereitet.

Zubereitung: Zunaechst wird morgens um 5:00 ein Lamm geschlachtet, dann wird ab 11:00 ein grosses Feuer im Steinofen gemacht, welches man dort ausbrennen laesst, so dass im Ofen rund 200 Grad C. herrschen, die von den Steinen gespeichert und ueber lange Zeit abgegeben werden koennen. Waehrend dieser Brennzeit wird das Lamm gewuerzt und noch etwas zurechtgeschnitten, um in den Ofen zu passen. Anschliessend wird das Fleisch rund eine Stunde im Ofen zubereitet und erhaelt einen leicht rauchigen, knusprigen Holzofengeschmack. Durchaus etwas besonderes. In Argentinien wird diese Zubereitung vor allem zu den christlichen Festen angewendet.

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Der Sonntag stand ausnahmsweise im Zeichen des Weines: wir fuhren nach Cafayate. Waehrend sich die Umgebung von Salta durch feuchtes Klima und fruchtbare Boeden auszeichnet, liegt das rund 250 km suedlich gelegene Cafayate in einer sehr trockenen und heissen Zone. Auf der Fahrt durchquert man schroffe Felsformationen und Teile einer kleinen Sandwueste mit Duenen. Cafayate bietet daher gute sonnige Bedingungen fuer den Weinanbau, der allerdings nur durch kuenstliche Bewaesserung ermoeglicht wird. Die Stadt hat obendrein einen suedspanischen Charme, der insbesondere in der drueckend heissen Siesta-Zeit deutlich wird. Neben den Weinguetern hat Cafayate noch ein weiteres Highlight zu bieten: Weineis! Diese lokale Erfindung schmeckt nicht nur gut, sie enthaelt sogar Alkohol. Spaet abends kehrten wir zu unserer Finca zurueck.

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Nach einem fast dreistuendigen Ausritt am Montag machten wir uns am Abend in einer letzten grossen Ueberlandetappe auf nach Buenos Aires.

Doch das ist eine andere Geschichte und die soll ein anderes Mal erzaehlt werden.

Hasta luego

Salar de Uyuni

Filed under: Reise — suedblog @ 00:08

Die Zeit vom 30. Oktober bis zum 1. November verbrachten wir im wuesten Suedwesten Boliviens. Um uns dieses landschaftlich auesserst reizvolle Fleckchen Erde aus der Naehe anzuschauen, hatten wir eine Jeep-Tour gebucht. Strassen hat dieser Teil Boliviens naemlich kaum zu bieten.

Ausgangspunkt unseres Wuesten-Trips war Uyuni, ein 15.000 Einwohner Nest ca. 250 km suedlich von La Paz. Von dort brachen wir, ein Schweizer, drei Slowenen und unser Fahrer Theo mit einem etwas in die Jahre gekommenen Toyota Landcruiser auf. Ein paar Kilometer ausserhalb Uyunis machten wir am „Cementerio de Trenes“ Station. Dutzende verrostete Dampfloks und Wagons erinnern hier an Zeiten, als der Zustand der bolivianischen Eisenbahninfrastruktur noch besser war als heute. 

Bahnfriedhof

Unser Weg fuehrte uns weiter in die Salar de Uyuni, eine 12.000 qkm messende Salzwueste auf fast 3.700 Hoehenmetern gelegen. Die abertausenden Tonnen von Salz hatte ein praehistorischer Salzsee hinterlassen, der einstmal grosse Teile des bolivianischen Suedwestens bedeckte. Nicht uberrasschend stellt der Salzabbau den wichtigsten Wirtschaftszweig Uyunis dar. Hierbei handelt es sich allerdings um ein muehsames Geschaeft: Der Preis fuer einen Zentner Salz liegt bei kaerglichen 8,5 Bolivianos (ca. 0,9 EUR).

Michi in Beratung  Sal

Inmitten der Salzwueste befindet sich die „Isla Incahuasi“. Von hier bot sich uns ein atemberaubender Blick ueber die weissen Weiten der Salar und die dahinterliegenden schneebedeckten Gipfel der Anden. Zudem konnten wir von der Insel einen spektakulaeren Sonnenuntergang miterleben. Mit den letzten Strahlen der Sonne rutschte das Quecksilber dann recht zuegig in Bereiche Nahe 0 Grad Celsius.

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Gegen 20:00h trafen wir schliesslich in einem entlegenen Hostal am Rande der Salzwueste ein. Zu unserer Ueberraschung teilte uns Theo mit, dass wir nicht vor 23:00h mit dem Abendessen rechnen koennten. Er schien uns nicht verziehen zu haben, dass wir dem Zeitplan unserer slowenischen Freunde, die sich im Nachhinhein als 30er Gruppe herausgestellt hatten und den Sonnenuntergang beobachten wollten, gefolgt waren. Gluecklicherweise gab es doch bereits um 21:00h Kaloriennachschub und auch mit den Launen unseres Fahrers wussten wir von nun an gut umzugehen.

Am naechsten Morgen schlugen wir uns weiter in Richtung Suedwesten durch. Die ebenen Salzwuesten-Strassen vom Vortag waren vergessen und wir bewegten uns im Schaukelgang durch eine Geroellwueste weitere Hoehenmeter nach oben. Auf 4,200 m angekommen konnten wir unser naechstes Ziel in Augenschein nehmen, eine Lagune, in der sich seltene Flamingoarten tummelten. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die Laguna Colorada, an der auch unsere Bleibe fuer die Nacht gelegen war. Diese rotschimmernde Lagune, an deren Rand sich weisse Mineralien abgelagert haben, welche wie Eisberge aus dem Wasser ragen, wusste uns zu beeindrucken. Allein das Klima schreckte uns vor einem ausgedehnteren Aufenthalt ab: Eisiger Wind, und des Nachts Temperaturen um -15 Grad Celsius. Immerhin bestand unsere Bleibe aus 4 Mauern und einem Wellblechdach, so dass wir uns mit allerlei Textilien „nur“ gegen 0 Grad Celsius zur Wehr setzen mussten.

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Um 5:30h in der Fruehe, kurz vor Sonnenaufgang rollte unser Jeep-Tross bereits weiter in Richtung Geysiren und heisser Quellen. Ob des fruehen Morgens und der daraus resultierenden schlechten Laune unseres Fahrers hatte sich dieser dazu entschieden, unseren Jeep durch ein DIN A5 grosses Guckloch in der vereisten Frontscheibe zu steuern. Na ja, ueber Themen der Verkehrsicherheit wollten wir uns ohnehin erst wieder auf europaeischem Boden Gedanken machen…

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Den „Hoehepunkt“ unserer Wuestentour bildete die auf 5000 m gelegene Laguna Verde, in deren Hintergrund sich ein fast 6000 m hoher Vulkan erhebt.

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Nachdem wir unsere Mitreisenden gen Chile verabschiedet hatten, machten wir uns auf die 6-stuendige Rueckreise, die uns ueber groesstenteils gut ausgebaute Geroellstrassen nach Uyuni fuehrte, von wo wir zu nachtschlafender Zeit unsere Reise fortsetzen wollten.

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Hasta luego!   

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